… Fortsetzung …
Montag, 3.8.09
- Wir bringen Fahcina zum Flughafen, sie muss zurück an die Uni. Ich bleibe noch eine extra Woche, will mich tiefer in die geheimnisvolle Welt graben.
- Martha und ich machen Besorgungen in Nelspruit.
- Ich arbeite nachmittags an meiner BA-Arbeit, das Zimmer ist nun leer und ruhig, Fahcina ist weg!
- Betty kocht mir Pap und Bangala, ein eigenartiges Kraut, das man im Sommer sammelt und trocknet, im kochenden Wasser wird es wieder frisch und hat etwas von Spinat.
Dienstag, 4.8.09
- Morgengebet und Gesang, der Alltag kehrt zurück.
- Ich arbeite den ganzen Tag in der Küche, schnacke mit den Mädels.
- Die Kinder bekommen Kleider gespendet:
- Ca. 50 Frauen anderer (neuerer) “Home Based Care Centers” kommen zu Besuch, wollen wissen, wie sie es anstellen sollen, so viele kleine Mäuler zu stopfen, tauschen Erfahrungen aus.
- Ich wasche nach dem Mittag riesige Töpfe ab. Mein 2. Kompliment: „Ich habe noch nie eine weiße Frau gesehen, die arbeitet wie du!“ Was soll ich sagen? Paps würde wohl das Gegenteil behaupten
- Es ist Kirchentag! Wir treffen die Leute der Umgebung, sammeln sie mit Papa Mawelas Kleinbus auf dem Weg zur Kirche auf. Ein 2jähriger Junge sieht mich, ergreift meine Hand, nimmt mich mit in die Kirche und sitzt ohne einen Laut von sich zu geben die gesamte Bibelstunde auf meinem Schoß, singt mit mir mein erstes Lied in Tsonga. Singend verlassen wir die Kirche, jeder schüttelt jedem die Hand:
- Schnelle Fahrt mit Martha ins Krankenhaus. Wir besuchen Elisabeth, die wohl älteste Frau in der Umgebung. Man kümmert sich um sie in Khomelela, auch ein “Home Based Care Center”, aber für ältere Leute. Elisabeth hat eine Liegewunde. Die Verhältnisse im Krankenhaus sind furchterregend: Katzen schleichen um die Türen, warten auf Essensreste, es stinkt nach Fäkalien, vollbelegte Zimmer, kaputte Betten, der Wasserhahn tropft, eine alte Brummstimme ruft nach der Schwester, die nicht kommt. Elisabeth ist eigentlich nur ein kleiner Körper unter der Decke, viel älter wird sie wohl nicht, sie kann nicht alleine essen, gefüttert wird hier nicht! … (sie starb eine Woche nach unserem Besuch) …
- Zuhause feiern wir Akanis 9. Geburtstag. Ihr Geschenk: der traditionelle Geburtstagskuchen mit viel Sahne. Ich bringe von unterwegs Eis mit: WOW! Das kriegen sie nicht oft!
- Ich lese mich in den Schlaf mit Nadine Gordimers „Burgers Tochter“, das von einer jungen Afrikaanderin handelt, deren Eltern als kommunistische Helden der Anti-Apartheid-Bewegung verhaftet werden und der Weg die junge Frau nach Europa führt.
Mittwoch, 5.8.09
- Morgengebet und Gesang, so langsam gewöhne ich mich daran.
- Wir kochen Fisch für die Kinder, …
… entspannen in der Sonne, tauschen Kulturen aus: „Habt ihr auch Spinat in Europa?“
- Ich habe nach über einer Woche die Möglichkeit, meine E-Mails zu lesen. 46 neue! Was für ein Entzug!
- Martha adressiert die großen Kinder, erzählt ihnen, dass gestern einer der älteren Jungen verhaftet worden ist, weil er Bier gestohlen hat. Ihre Botschaft: „Kinder, haltet euch von Drogen fern, Alkohol und vor allem … Sex! Mädels, seid selbstbewusst und lasst euch nicht unterkriegen, sonst holt euch der Tod!“.
- Ich frische mein Tagebuch auf, während Betty abends heimlich für mich kocht. Seid Fahcina weg ist, holt sie mich abends immer zum Essen dazu. Sie wächst mir ans Herz. So eine alleinerziehende, dreifache Mutter, die den ganzen Tag nur als Hausfrau tätig ist! Wie hält sie das nur aus? Ich frage nach ihrem Mann, den gibts noch, aber er lebt mit seiner 2. Frau (!) im nächsten Dorf, hat 3 weitere Kinder, kommt ab und an zu Besuch, nur zu Akanis Geburtstag, da war er nicht da !! Betty glaubt, sie kommen immer zu ihrer ersten Frau zurück … die Arme !!
- Mir ist überhaupt aufgefallen, dass Frauen in diesem Land den absolut Kürzeren ziehen: sie ackern für ihre Männer, Gentlemans gibts hier nicht, auch keine Lieblichkeit, dafür viele Befehle!
Donnerstag, 6.8.09
- Martha erzählt mir, dass sie übers Wochenende nicht da sind. Delford (ein Mitarbeiter von Nhlengelo) wird mich aber am Samstag oder Sonntag mit in den Krüger National Park nehmen. WOW! Ich juble vor Freude! Ich hoffe es klappt, will Akani mitnehmen. Ob ich es wirklich erleben werde, sie zu sehen? „The Big 5“ (das ist hier der gängige Name der stärksten 5 Wildtiere: Elefant, Löwe, Leopard, Nashorn, Büffel)! Abwarten!
- Morgengebet und Gesang.
- Heute ist nicht viel zu tun, eigentlich wie jeden Tag. Wir kochen, tratschen, sitzen in der Sonne.
- Lisbeth (ca. 60 und Chefköchin im Hause) zeigt mir ihr Zuhause, sie ist Nhlengelos Nachbarin:
Sie wohnt wie fast alle hier: kalter Steinboden, heruntergekommene Küche …
… Unordnung, weil keine Regale usw. So ist das hier eben, ganz normal! Dafür hat sie einen tollen wilden Garten mit ganz vielen Bananen-, Mango-, Popo-, Litschi-, Avocadobäumen, Weintrauben, Erdbeeren …
… und, ganz wichtig: Zucker!
Die kleinen Bananen schmecken ganz anders als unsere und die aus dem Laden hier, viel süßer! Ich teile meine Mitbringsel mit den anderen:
- Die Mädels versuchen sich nach dem Mittag an meinen europäischen Haaren: „Jetzt siehst du aus wie eine Afrikanerin!“:
Mein Haargeflecht löst sich leider im Laufe des Abends wieder
- Betty und ich kochen Fisch (wie am Vortag in Nhlengelo). Eine Nachbarin bringt Tinwhembe-Kraut vorbei, schmeckt lecker!
- Mein Schwesterherz ruft mich mitten in der Nacht an und kriegt praktische Aufträge von mir. Wie schön, mit dir zu quatschen
Freitag, 7.8.09
- Nach mehrmaligem Klopfen an Marthas Tür (ich dachte eigentlich, ihr Mann würde nicht mit auf den Wochenendausflug fahren), bringt mich Betty zu Fuß zu Nhlengelo (ca. 25 Min.). Laufen tut hier eh jeder, nur allein will sie mich nicht gehen lassen. Später höre ich, dass eine amerikanische Volontärin mal auf dem Nachhauseweg vergewaltigt worden ist …
- Ich verpasse das Morgengebet. Komisch, den Tag ohne Singen zu beginnen …
- Freitags gibts nur Pap und Milch zum Mittag, also mal wieder nix zu tun, außer ein bisschen Garten wässern. Wir machen einen kleinen Spaziergang zu einer Frau, die für wenig Cent Achar (saures Mangogemansche) verkauft. Die Mädels versuchen sich noch ein Mal an meinen Haaren, diesmal ganz fest und dünner und ich muss ganz schön leiden:
- Aber es sitzt am Abend immer noch
- Wir nutzen die viele Zeit für noch ein paar Gruppenbilder:
- Betty ist die Nacht über nicht da, es ist (wie jeden Monat) All-Night-Prayer-Meeting. Stellt euch das vor: 10h beten, singen, predigen, singen, beten usw., ohne Pause oder Essen! Die ganze Nacht lang! Ich kann‘s kaum glauben! Akani wird deswegen heute Nacht bei mir schlafen.
Samstag, 8.8.09
- Schade, wir haben kein Auto gefunden, um in den Nationalpark zu fahren Vielleicht morgen …
- Nikita und ich fahren stattdessen mit dem Taxi in den Ort rein nach Bushbuckridge (kurz: Bush). Ich will deutsche Kartoffelsuppe mit Würstchen für die Familie kochen.
- Zum Mittag zeige ich Betty, wie man Rührei macht Es schmeckt ihr.
- Am Nachmittag versuche ich mich mal wieder an meiner BA-Arbeit aber Nikita hört ganz laut amerikanischen Hiphop. Ich geselle mich zu ihm, frage, ob er überhaupt versteht, worüber sie singen und ob das nicht irgendwie alles gegen seine Kultur geht. Seit ich hier bin, habe ich NICHT EIN Schimpfwort gehört! Anstatt gibts viele „Tschuuhh“s, „Iiisch“s und quietschende Geräusche, die das Schimpfen ersetzen. Aber Nikita ist aufgefallen, dass ich gestern „Shit!“ gesagt habe. Ups! Es wird wohl Zeit, dass ich mal meine große Gusche wieder aufkriege!
- Die Kartoffelsuppe schmeckt Aber „Vienna“ hat hier nur wenig von Wienerwürstchen, ganz schlabbrig, super salzig, dafür viel mehr Geschmack … nach Tier halt!
- Der Abend endet auf dem Sofa, wo Akani und Tiani in unseren Schößen einschlafen.
Sonntag, 9.8.09
- Ich bin verflucht! Wieder kein Auto! Aber so schnell gebe ich nicht auf, ihr kennt mich! Charles ruft mich zufällig an, ihr erinnert euch, mein 1. Heiratsantrag. Er organisiert ein Auto und wir düsen los, zu zweit.
- Ich bleibe trotzdem verflucht! Der Park ist überfüllt, heute kommt keiner mehr rein. Was zum Teufel … ?! Irgendjemand will nicht, dass ich in den Krüger komme …
- Charles‘ Tante arbeitet in einem kleineren Park in Hoedspruit, etwas nördlicher, wir fahren also weiter!
Auch dort alle Game Drives ausgebucht. Uns fällt wieder ein: morgen ist Frauentag und somit Feiertag. Merk dir das, Deutschland, Frauentag = Feiertag !! Ok, aber die Tante zeigt uns trotzdem ein bisschen rum und in der Nähe, außerhalb der Lodge (wo man normalerweise mit dem Jeep und einem Guide durchfährt) erblicken wir eine Hyäne und Impalas, dann: ein Löwe, der sich in den Schatten verkrochen hat.
Kurz darauf entdecken wir, dass das Gatter offen ist … ähm, hallo? Sogar die Tante kriegt es mit der Angst zu tun! Nichts wie weg hier! Backstage wohnt die Tante in einer kleinen Hütte:
Hinter der Hütte hausen wieder 2 Löwen, ein Pärchen …
… und auf dem Weg zurück auf die Hauptstraße begegnen uns noch eben ein Bock …
… und 2 Giraffen…
… und eine Pracht von einem Baum:
Was ist das nur? Paps, Lola ??
Ich bin glücklich
- Wir schlendern durch den Schlangenpark, beobachten die reglosen Krokos:
- Auf dem Nachhauseweg machen wir einen Abstecher und schlängeln uns am Drakenberge, dem größten Gebirge SA’s, entlang:
- Dann fragt mich Charles: „Willste auch mal fahren?“ Na klar! Ich begebe mich hinter das rechtssitzende Steuer und knalle erst mal mit meiner rechten Hand gegen die Wagentür … „Anita, die Gangschaltung ist links!“ So langsam gewöhne ich mich an die verdrehte Welt. Es macht Spaß
Aber ich gebe bei einbrechender Dunkelheit das Steuer wieder an den Master, in SA muss man nicht nur auf Autos achten, sondern auch auf lebensmüde Menschen, die in der Dunkelheit in Allerseelenruhe stark befahrene Straßen überqueren, und Kühe, die nicht mal mit dem Schwanz wedeln, wenn ein Auto auf sie zurast (das erinnert mich an Indien).
- Noch schnell bei Charles’ Familie vorbei, der übrigens schon eine Frau und 2 Kinder hat:
Was hat der sich eigentlich gedacht? Mich zur 2. Frau zu nehmen? Ich werd hier niemandes 2. Frau !! Damit das schon mal klar ist!
- Betty kocht wieder ein leckeres Abendessen … das letzte!
Montag, 10.8.09
- Zeit, den Busch zu verlassen. Mir steht eine lange Reise zurück nach Kapstadt bevor: 4 Tage Busfahren, 3 Übernachtungen in Backpackers, 2300 km, durch Swasiland, Zululand, Großstädte und die komplette Ostküste!
- Martha fällt ein Stein vom Herzen, dass ich heil zurück bin von der Tour mit Charles. Sie scheint ihm nicht zu trauen, erzählt mir die gleiche grausame Geschichte von der amerikanischen Volontärin, die hier vergewaltigt worden ist. Die Menschen hier trauen absolut keinem !! Wie kann man so leben? In ständigem Misstrauen? Vielleicht bin ich zu naiv, aber ich riskiere lieber in Gedanken friedlich zu leben als misstrauisch und in ständiger Angst!
- Delford bringt mich gegen Mittag nach Nelspruit zum Busabholplatz - dem Nelspruit Backpackers! Unterwegs verabschiede ich mich innerlich von den Dörfern …
- Das nächste Abenteuer wartet !!
]]>Jede(r) 4. in Südafrika ist HIV positiv. Jetzt stellt euch das in einer Gesellschaft vor, in der Familien selten unter 3 Kinder bekommen. Der Vater infiziert sich (nicht immer aber oft) durch eine Affäre, steckt damit seine Frau zu Hause an, findet raus, dass sie krank ist, verlässt sie, ohne sich selbst testen zu lassen (denn dafür ist er zu stolz), sucht sich irgendwo eine neue Frau, steckt sie auch an, die womöglich Kinder erwartet, die entweder durch die Geburt oder durchs Ammen angesteckt werden usw. Wie ein Lauffeuer wandert HIV von einem zum nächsten. Bei der Masse sind Waisenheime unerlässlich. Leider fehlt das Geld für „richtige“ Heime. So entstehen „Home Based Care Centers“, wie Nhlengelo, ein Ort, wo Kinder nach der Schule eine warme Mahlzeit bekommen, einen Zufluchtsort finden können, bevor sie sich zu Fuß auf den Nachhauseweg machen, wo eine übriggebliebene Oma oder eine Nachbarin auf sie wartet, oder einfach nur der große Bruder.
Ein Tagebuch aus dem Leben Nhlengelos, dem „Home Based Care Center“ in Bushbuckridge, Mpumalanga, Südafrika:
Dienstag, 28.7.09
- Fahcina (USA) und ich erreichen nach 22h Busfahrt Nelspruit, Hauptstadt der Provinz Mpumalanga. Eine alkoholisierte Tante hält uns im Bus bei Laune, ich quatsche mit reisenden Norwegern.
- In Nelspruit erwarten uns Straßenarbeiter im Streik: Müll wird auf den Straßen verstreut, 15% mehr Gehalt wird gefordert, 13% nach mehreren Tagen Diskussion gestattet:
- Martha Mawela, gute 60 Jahre, Geschäftsführerin von Nhlengelo und Anhängerin der „Seventh Day Adventist Church“ (recht streng) holt uns ab und lädt uns unterwegs zum Essen ein. Vor dem Essen (und jedem darauffolgenden für die nächsten 2 Wochen) wird sich bei Gott für die Mahlzeit bedankt.
- Ankunft in Dwarsloop, einem Nachbardorf von Bushbuckridge, bei Nachbarin Betty und ihren 3 Kindern Nikita (17), Akani (8) und Tiani (5), unsere Host-Familie für die Zeit.
- Fahcina und ich verbringen den Abend mit dem Gedanken: Warum sind wir hier? Ergebnis: Laut Fahcina (hab ich schon erzählt, dass sie auch Gottes Schöpfung ist?) hat der Herr uns beide zusammengebracht, sie klärt mich auf über HIV/Aids, ich bringe ihr Geduld bei, Höflichkeit, wie man Menschen anlächelt, anstatt das übliche amerikanische „What-ever-Gesicht“ aufzusetzen und vor allem: wie man immer erst das Gute im Menschen sehen muss. Sie zweifelt, stellt aber im Laufe der Woche fest, dass ihre Sorgen dieser angeblich gefährlichen Gegend unnötig waren. Die Xenophobie ist gegen andere Afrikaner (Somalier, Nigerianer etc.) gerichtet, die hier herkommen und den anderen die Jobs „klauen“.
- Fahcina liest aus der Bibel: Esther, die Geschichte einer jungen, starken, jüdischen Königin.
Mittwoch, 29.7.09
- “Home Based Care Center” für HIV/Aids-Waisen.
- Sie haben einen riesigen Garten, in dem sie ihr eigenes Gemüse anbauen:
- Morgengebet und Gesang für alle Mitarbeiter.
- Wir haben Glück: Heute kommen Traditional Healers zu Besuch und erzählen von ihren Gebräuchen und Werten und wie sie mit der Regierung um Anerkennung und Finanzierung kämpfen müssen – die christlichen Nhlengelo-Mitarbeiter glauben nur schwer an ihre Künste. Zwischendurch Tanz und Gesang:
- Täglich kommen ca. 50 (Halb-)Waisenkinder im Alter von 3 bis etwa 19 Jahre nach der Schule vorbei, holen sich ihr Essen, setzen sich in den Schatten, schnacken mit den anderen, helfen einander bei den Hausaufgaben.
- Manche ihrer Geschichten sind nur halb zu verkraften. Dennoch geht das Leben weiter! Sie sind erfreut, mich zu sehen, lachen, wollen anfassen, reden. Ihr Englisch ist noch im Anfangsstadium. Sie sprechen verschiedene der 11 offiziellen, südafrikanischen Sprachen, hier meistens Tsonga, Zulu und/oder Zutu. Ich stelle fest: Um Zugang zu den Kindern zu bekommen, muss ich mit der Sprache anfangen und entscheide mich für Tsonga, die hier meist gesprochene.
- 2. Kapitel von Esther
Donnerstag, 30.7.09
- Ich imponiere mit meinen ersten Worten in Shangaan/Tsonga: Avuxeni! Mi njhani? (Guten Morgen! Wie geht’s?)
- Morgengebet und Gesang.
- Trauerbesuch bei Hinterbliebenen einer kürzlich an Aids Verstorbenen. Es wird gebetet.
- Wir gehen auf Hausbesuch. Jeder Familie in der Umgebung mit mind. 1 HIV/Aids-Kranken wird eine„Care Giver“ zugeordnet, die dafür sorgt, dass die Kranke (es sind tatsächlich nur Frauen) sich richtig ernährt, ihre Medizin nimmt, sich nicht mit zu viel Alkohol abfüllt, in Notfällen gewaschen, das Haus geputzt wird usw. Nhlengelo hat ca. 40 Care Givers mit je 250 Familien, von denen einige Krank sind, andere es bald werden, wieder andere “nur” informiert werden, was passiert, wenn … Die große Frage: Wie überzeugt man sie am Weiterleben … und warum ??
- Das Enkelkind dieser kranken Frau spielt mit ihrer Medizin !!
- Ich bekomme meinen 1. Heiratsantrag von Charles Mnisi, dem 25jährigen Nachtwächter.
- Sonnenuntergang im Nhlengelo: Es entsteht eine absolut schöne Stimmung, in der junge Mädchen Martha (von allen Mama Mawela oder nur Oma genannt) die Haare binden. Dabei ergibt sich eine nette Unterhaltung zwischen Generationen, während andere den Garten wässern und im Hintergrund die Sonne untergeht:
- Die Mädchen stellen fest, dass sich meine Haare nur schwer flechten lassen: zu fein! Sie lieben es dennoch, mit ihren Fingern hindurchzufahren
- Esther!
Freitag, 31.7.09
- Schlechte Nachrichten: Marthas Nichte ist an Lungenkrebs gestorben. Sie wollen, dass wir mit nach Pretoria zur Beerdigung kommen. Widerwillig gebe ich mein Einverständnis, denke aber den restlichen Tag darüber nach, wie ich um die Beerdigung drum rumkomme … (Ich scheitere!)
- Ich imponiere mit vielen neuen Vokabeln: U etlele kahle? (Hast du gut geschlafen?) Vito ra wena imani? Vito ra mina i Anita! (Wie heißt du? Ich heiße Anita!) und Riperile! Fambakahle! Etlele kahle! (Guten Abend! Wiedersehen! Schlaf gut!)
- Morgengebet und Gesang.
- Wir besuchen Zaneele (31), die sich im letzten Aidsstadium befindet. Ihr Bauch ist geschwollen, als würde sie Zwillinge erwarten, der Rest von ihr nur Haut und Knochen. Medizin nimmt sie nicht. Sie baut auf die Traditional Healers, die ihr immer wieder Kaffee einflößen, und Gott! Unser Gefühl sagt uns: Ihr bleibt nicht mehr viel Zeit!
- Wir wässern stundenlang den großen Garten:
- Mein 1. Kompliment: „Du arbeitest wie eine Schwarze!“
- Zum Mittag gibt es „Pap“ (Maisbrei, eine Art Reisersatz, den es fast jeden Tag gibt) und Hühnerkrallen und -köpfe (billiges “Fleisch”):
- Stundenlange Fahrt nach Pretoria, die Regierungshauptstadt (Südafrika hat 3 Hauptstädte: in Kapstadt tagt das Parlament, Bloemfontein ist die Gesetzes-Hauptstadt), wo wir bei Marthas Schwester unterkommen. Morgen gehts zur Familie der Verstorbenen: Sie hieß Pauline, war ehrenamtlich für die Gesundheit anderer Menschen tätig, hinterlässt 3 Kinder (ca. 18-35) und ihren Mann.
- Esther!
Sabbat, 1.8.09
- Die „Seventh Day Adventist“-Anhänger gehen samstags, zum Sabbat, in die Kirche. Und wir mit! Vor der verwirrenden Predigt von Papa Mawela (Marthas Mann ist Pastor!) wird Sabbatunterricht gegeben: „Reannouncing the World“ (fragt mich jetzt nicht, wie ich das übersetzen soll, es ist weitaus komplizierter als es klingt, hab selber den Faden verloren, und das lag nicht an der Sprache!).
- Wir besuchen die Familie der Verstorbenen. Das Haus ist voll, man sitzt beisammen, erzählt Geschichten, betet.
- Um das Haus herum sind Zelte aufgestellt, in denen Frauen aus der Gemeinde Essen für alle kochen:
- Ich entfliehe der drückenden Stimmung im Haus und helfe beim Karottenschälen und Zwiebelschneiden im Zelt.
- Marthas erwachsene Kinder entführen uns mit 6 anderen zu einer Stadtrundfahrt: Mit Papa Mawelas Kleinbus gehts in die Innenstadt zum Union Building, wo die Regierung sitzt …
… weiter nach Jo’burg (Johannesburg) zum Mandela-Haus, wo er kurz vor seiner Verhaftung lebte.
- Außerdem fahren wir zum Vorort Soweto und die dort blutig beendeten Schülerunruhen von 1976, bei denen gegen Afrikaans als Lehrsprache gestreikt wurde:
- Unterwegs entstehen interessante Gespräche mit Peter und Marcus u.a. über Apartheid vs. deutsche Ost-West-Teilung. Marcus Mashishi versucht mich zudem zu bekehren. Ich muss zugeben, er kam recht weit, hatte gute Argumente, über die ich schon seit meiner Ankunft grübele. Dennoch, bete weiter für mich, Marcus, du wirst es nicht leicht haben!
- Zurück bei der Familie: Die Familie des Onkels muss den Kuhkopf besichtigen. Es ist Tradition, zur Beerdigung ein Tier zu opfern, der Blutfluss steht als Zeichen für den Tod:
- Morgen werden die Männer der Trauergesellschaft den Kopf kochen und verzehren (das erinnert mich an isländischen Schafskopf!)
- Fahcina und ich versuchen abends im Bett die doppelreligiöse Welt zu verstehen: Viele Schwarze hier glauben sowohl an Gott als auch an ihre afrikanischen Traditionen. Dass sich die beiden Glaubensrichtungen dabei oft widersprechen merken nur wenige. Sehr verwirrend!
Sonntag, 2.8.09
- Beerdigung! 6:30 Uhr Abfahrt zur Familie der Verstorbenen. Früher wurde man vor Sonnenaufgang beerdigt, deswegen in Allerherrgottsfrühe!
- Abschiedszeremonie in Zelten auf dem Grundstück mit Reden, wie wir das auch so kennen, dazwischen immer wieder Gesang, am Ende Predigt von Papa Mawela.
- Der letzte Gang zum Friedhof. Ca. 300 Menschen folgen der Kolonne, unglaublich viele! Darunter ich, Fahcina darf nicht mit, weil sie heute eine Hose trägt, Frauen sind nur in Rock erlaubt! Auf dem Friedhof darf nicht gesprochen werden, außer man nimmt Abschied. Als der Sarg runtergelassen wird, übertönt Gesang das Weinen der Trauergemeinde, darunter meine Schluchzer. Das alles erinnert zu sehr an die Beisetzung meiner Mutter. Überhaupt scheinen Mutti und Pauline viel gemeinsam gehabt zu haben. Sie wurden von unglaublich vielen Menschen geschätzt, gleicher Jahrgang, gleicher Krebs …
- Männer schaufeln abwechselnd das Grab zu, komplett! Plötzlich: der jüngste Sohn verliert die Kontrolle über seinen Schmerz, will sich losreißen, das Zuschaufeln verhindern, 4 Männer müssen ihn festhalten, ihn beruhigen, eine Frau bricht unter Tränen zusammen.
- Die Familie markiert das Grab mit Porzellan und Besitzstücken der Mutter. Nur wenige können sich einen Grabstein leisten, deswegen die Markierung. Der Friedhof ist groß, hier liegen 100e Aidsopfer!
- In der Zwischenzeit wird im Haus der Tod weggekehrt und -geputzt. Alle Gäste, ALLE 300!, bekommen jetzt ihr Mittagessen, die Männer ihren Kuhkopf:
- Ich bekomme meinen 2. Heiratsantrag von … keine Ahnung!
- Fahrt zurück nach Hause.
… to be continued …
]]>Ich verabschiede mich in den „Norden“ …
Durch meine Dozentin in Berlin habe ich Kontakt zu einer Hilfsorganisation aufgenommen, die sich für HIV/Aids-Waisen einsetzt. Takathemba ist ein deutsches Projekt zur Unterstützung eines Heims, in dem (infizierte) Kinder nach dem Verlust ihrer kranken Eltern Hilfe bekommen. Mit Fahcina (USA) steige ich heute Mittag in den Grayhound-Bus, der uns über Jo’burg (Johannesburg) nach Nelspruit bringt, wo wir abgeholt und nach Bushbuckridge gebracht werden. Dort, bei einer lokalen Familie untergebracht, wartet das wirkliche Leben Südafrikas auf uns, entfernt der Metropole – wir werden im Heim aushelfen.
Die Provinz Mpumalanga grenzt an den Krüger Nationalpark, der wiederum die Grenze zu Mozambique bildet. Hoffentlich haben wir die Möglichkeit, auch mal in den Park reinzuschnuppern und die Tiere zu sehen. Leider ist die Gegend z.Z. auch wiederholt in den Nachrichten erwähnt worden aufgrund einiger xenophobischen Krawalle. Man hat uns aber erklärt, dass diese sich außerhalb unserer Gegend abspielen. Macht euch also bitte keine Sorgen!
Während Fahcina schon nach einer Woche zurückfliegt, nehme ich erst nach 2 Wochen den BazBus zurück. Durch Swasiland geht es an der gesamten Ostküste entlang, vorbei an Durban und Port Elizabeth zurück nach Kapstadt in ca. 4 Tagen. Ich bin total aufgeregt …
lg *anita*
]]>Kapstadt, von vielen Reisenden als die schönste Stadt der Welt betitelt, ist tatsächlich ziemlich „lekker“ (wie die Holländer und die Dänen benutzen die Südafrikaner „lekker“ für eigentlich alles, was toll/schön/geil ist). Das Motto der Stadt: „Live it! Love it!“
Kapstadt muss man kennen, sonst geht man schnell verloren. Auf einigen Straßen sollte man eher nicht laufen, schon gar nicht im Dunkeln, und erst recht nicht als weiße Europäerin!
Galeema (kenne ich auch aus Tromsø) hat mich eines Nachmittags ein bisschen rumgeführt. Bo-Kaap, das frühere Sklavenviertel, ist heute eine reiche Gegend wegen seiner Geschichte und fantastischen, hohen Lage mit bunten Farben und Kulturen.
Galeema ist strenge Muslimin, hält täglich ihre 5 Gebetszeiten ein. Sie hat mich u.a. mit in eine Moschee genommen und ich habe mir angeschaut, wie sie, ganz allein auf dem Frauenteppich, dem Gesang des Imams folgte.
Danach gings ins Szene-Viertel – die Waterfront:
Letzten Samstag hatten wir das tolle Vergnügen Nelson Mandelas 91. Geburtstag feiern zu dürfen. Die Südafrikaner sollten 67 Min. Sozialarbeit leisten, weil er 67 Jahre für Südafrikas Freiheit gekämpft hat. Unsere Freunde haben ihre sozialen Minuten in den Tourismus gesteckt und uns die Stadt gezeigt „Happy Birthday Madiba“ (das ist sein Spitzname).
Im Slave Lodge Museum haben wir uns über die damaligen Sklavenverhältnisse schlaugemacht, sind danach durch „The Gardens“ geschlurft …
… über den Greenmarket Square geschlendert und haben mit den Märktschreiern gefeilscht, …
… haben in die Residenz des Präsidenten geschmult etc.
In der Stadt wurde natürlich gefeiert: u.a. gabs das Ubuntu Festival, Mandela wurde mit Gesang, Reden und Tänzen bejubelt unter dem Motto „I am because of you!“:
Die Vuvuzela darf nicht fehlen:
Freunde von Michelle machen sonntags gern einen Ausflug und haben uns mitgenommen. Letzte Woche waren wir am Hout Bay, ein reiches Touristenviertel mit einem tollen Strand: Hat es nicht ein wenig von Kalifornien?
Unterwegs … wieder ein Markt
Mein Herz für Eier wurde beinahe schwach:
Diesen Sonntag sind wir dagegen zu Fuß unterwegs gewesen im Table Mountain National Park (Silvermine):
Hier konnte man eine fantastische Aussicht über False Bay genießen …
… und sich auf einer hässlichen Tonne verewigen:
Jonathan (SA), seine Tochter Kim und ich sind noch bis ganz nach oben zum „Elephant‘s Eye“, eine kleine Höhle, gestiegen: Wenn das mal nicht aussieht wie die Afrikakarte …
Wieder unten angekommen mussten wir erst mal unsere Füße kühlen:
Viele nutzen den Park für ein „Braai“, nehmen ihre Picknickkörbe mit und genießen ein Barbecue auf den vorgesehenen Plätzen (mit Grill):
In Südafrika wird übrigens eifrig Softball (ähnlich Baseball) gespielt. Das musste ich mir natürlich mal genauer anschauen und bin zu einem Spiel von Kim mitgegangen:
Das war total fetzig! Warum ist das in Deutschland noch nicht so berühmt wie hier ??
Die Vorbereitungen zur Fußball-WM 2010 laufen auch auf Hochtouren, hier ein paar Arbeiter auf dem Nachhauseweg nach einem anstrengenden Tag auf dem Bau:
Auch das Nachtleben in Kapstadt ist ein Erlebnis für sich. Nach einem Dinner in großer Runde …
… habe ich mit Moses (kenne ich auch aus Tromsø) am Freitag Barhopping betrieben. Hier trinken die Barkeeper noch ordentlich mit …
… und ich habe doch glatt mit „Deutschland“ getanzt:
Nach dem Frühstück am Samstagvormittag …
… sind wir mit dem Zug Richtung Süden nach Simon’s Town gefahren:
Simon’s Town ist u.a. Marinestützpunkt …
… und man kann hier wunderbar gut spazieren gehen und den Kater vom Vorabend am Strand ablaufen:
Ansonsten versuche ich mich weiterhin tagsüber in der UWC an meiner BA-Arbeit:
Anita in die Kirche ging … ein Ereignis, das ich nie vergessen werde !!
Ich interessiere mich ja immer dafür, wie andere Kulturen ihre Religionen ausleben, welche Traditionen es gibt, Gebete ausgeführt werden etc.
Das habe ich letzten Sonntag getan. Und ich sag euch, es hat mich ganz schön umgehauen !! Andere sogar buchstäblich, aber dazu komme ich noch …
Die Südafrikaner sind strenge Christen (wenn nicht Muslime), da dachte ich an einen gemütlichen Sonntagmorgen in der Kirche: ein bisschen Singen, predigen, beten. Gemütlich ?? Es kam anders !!
Ich ging mit Fahcina (USA) und ihren Vermietern, die ja bei uns im Block wohnen, in das „Western Cape Christian Center“, auf den ersten Blick wirkt es eher wie ein Festsaal. Schon mein erster Eindruck war leicht beängstigend. Die letzten waren noch mit ihrem Morgengebet beschäftigt als wir gegen 9 Uhr ankamen. Vielen liefen Tränen über die Wangen während sie leise ihre Gebete sprachen. Dann begann die Messe, oder zumindest der Vorspann: ca. 2h wurde Gott besungen, getanzt, wieder gesungen, an kürzlich Verstorbene gedacht, Hinterbliebenen Wärme und Energie gespendet, wieder gesungen. Das viele Singen bringt die Menschen in die richtige Stimmung, wie das Mummeln die Buddhisten. Und es stimmt, jedes Lied versetzte mich irgendwie erneut in Trance. Meine Augen blieben nicht trocken, ich bekam Halsschmerzen vom lauten Singen. Fahcina und ich wurden vor versammelter Mannschaft vorgestellt, viele haben uns umarmt und willkommen geheißen. Dann … noch mehr Gesang.
Danach wurde es schlimm. Der Pastor kam an die Reihe. Ruhig begann er seine Predigt, sprach von Nächstenliebe und vor allem davon, dass man nur andere lieben kann, wenn man sich selbst liebt, seine Fehler eingestehen, sich selbst verzeihen und vergeben kann.
Forgiveness, Acceptance and Love …
… waren die großen Stichwörter. Immer lauter werden, heftig artikulierende, spuckend verwandelte sich seine Rede in eine Belehrung, die mit allen Wassern gewaschen war und ich hier nicht wiederzugeben vermag. Hin und wieder wechselte er zu Afrikaans, um sich besser ausdrücken zu können. Dennoch verstand ich: The Spirit oft the Holy Ghost hatte so einige unter uns erfasst. Atemlos saß ich auf meinem Stuhl, als ich plötzlich Schreie hinter mir hörte. Eine Frau hat die Rede so mitgenommen, dass, wie man sagt, ihr Körper dem Heiligen Geist nicht mehr standhalten konnte und sie um sich schlagend zu Boden fiel. Mir blieb fast das Herz im Halse stecken. Für die anderen war dies Normalität, mich aber erschreckte es, vor allem, weil danach noch allerhand Menschen umfielen (einige wurden sogar rausgebracht), glücklich darüber, den Geist Gottes in sich spüren zu dürfen.
Der Gottesdienst endete – wie sollte es anders sein – mit Gesang.
Völlig gefesselt von seiner Rede, die so richtig war, verließ ich später die Kirche. Den ganzen Tag verbrachte ich damit, über diese Erfahrung nach zudenken, mit den anderen darüber zu sprechen. Meine Freunde finden es wichtig, wenn junge Leute ihr Herz an Jesus verlieren. Sie glauben, dass sie dadurch auf der richtigen Spur bleiben, sich von den Straßengangs fernhalten. Ich habe für mich festgestellt, dass ich auch ohne Gott auf der richtigen Spur bin, die Predigt hat genau beinhaltet, woran ich glaube, was ich aber auch ohne Gott weiß. Wär ganz gut, wenn wir nur jemanden hätten, der uns ab und zu daran erinnert …
Amen.
]]>Als ich Michelle (das ist die Kapstädterin, die ich hier besuche, wir kennen uns aus Tromsø) im Winter 2007 in Tromsø verabschiedete und ihr sagte, wir sehen uns dann 2009 in Kapstadt wieder, hat sie bloß gelacht … YEAH, RIGHT !!
Jetzt lache ich Sie konnte es kaum glauben, als ich am Flughafen vor ihr stand. Ich bin nun mal ein Mensch, der zu seinen Versprechen steht! Das kann ich jedoch nur tun, weil ich eine super starke Familie hinter mir stehen hab. Deswegen kommen hier die allerersten Grüße an meinen Opa und meinen Paps, die mich auf dieser Reise finanziell unterstützen. Die liebsten Männer in meiner Welt
Ohne euch wäre das gar nicht möglich !!
DANKE DANKE DANKE !!!
Schließlich meine ersten Erlebnisse und Eindrücke:
Michelle lebt in Bellville, ein Vorort (Suburb) nordöstlich von Kapstadt.
In den Häusern ist es recht kalt. Zentralheizung gibt es hier nicht … aber Wärmflaschen Dabei sind draußen um die 20°C. Und das nennen die hier Winter !! Diesen Begriff dürfte es hier gar nicht geben. Außerdem umhüllen einen die Menschen hier mit Wärme, wie ich es aus dem Norden gar nicht gewohnt bin. Alle sind UNglaublich nett, zuvorkommend und äußerst höflich, sogar die jungen Männer hier an der Uni oder im Supermarkt. An “Ma’am” werde ich mich wohl nie gewöhnen …
Jeden Morgen gehen wir fleißig arbeiten in der UWC, University of the Western Cape, (oder tun zumindest so), die eher den Anschein einer Schule hat. Die Erstsemestler sind um die 19 Jahre, an jeder Ecke gibts eine Snack-Möglichkeit. Die Autos werden beim Verlassen des Campus’ auf gestohlene Computer etc. kontrolliert. Überhaupt ist alles eingezäunt und mit Security und Kameras bewacht.
Das ist die Haupthalle, die mich sehr an unseren Fachschaftsraum am Nordeuropa-Institut erinnert, hier wird hauptsächlich Karten gespielt … und Domino (dass es das noch gibt!):
Gleichzeitig mit mir kam Fahcina aus Pittsburgh (Pennsylvania) angereist, die im gleichen Block wohnt wie Michelle und ich. Fahcina studiert “Public Health”, betreibt hier Recherche für ihre Masterarbeit und weiß alles über HIV/Aids. Sie klärt mich also gut auf. Ich werde mich ab und an in ihren Unterricht setzen, damit ich für meine Reise nach Mpumalanga (im Norden Südafrikas nahe Krüger Nationalpark) gut vorbereitet bin. Außerdem ist sie eine fantastische Karaoke-Sängerin, das haben wir letzten Sonntag getestet:
Und die Autos … herrjemine !! Ohne Auto ist es für Turisten recht schwierig rumzukommen. Das öffentliche Verkehrssystem stinkt! Von Zugfahrten in der Region hier hat man uns abgeraten. Dafür gibt es ein sehr aktives und gut etabliertes Taxileben. Neben den regulären “Caps”, fahren 100e kleiner Personentransporter, die hier und da ständig Leute aufsammeln. Großtaxis sozusagen. Noch wird dieses Geschäft nicht vom Staat unterstützt, soll es aber demnächst, denn manche Autos sind so heruntergekommen, dass damit keiner mehr fahren sollte. Entweder geht die Tür nicht mehr zu oder der Boden hat ein Loch. Naja, so lange es funktioniert … einfach Hand nach oben und reingequetscht, man läuft nie mehr als 10 m. Noch ordentlich Gospelmusik aufgedreht, so lässt es sich perfekt aufwachen auf dem Weg in die Uni.
Aber generell sieht es wirklich schlimm aus auf den Straßen. Anschnallen ist total out, “drink and drive” dafür total in. Jeden Morgen düst Polizei und Krankenwagen an uns vorbei … ein neuer Unfall ??
Darüber hinaus gibt es eigentlich täglich hitzige Gespräche über Religion, Hautfarbe und Rassismus, Sklaverei, den amerikanischen Einfluss auf SA etc. Obwohl gerade Kapstadt und Umgebung recht international ist, kommt es nicht oft vor, dass Weiße das Taxi nehmen. Ich bin also ständig ein Hingucker, tue aber immer schön so, als würde ich einfach dazugehören. Mein Afrikaans macht Fortschritte
In diesem Sinne … Ek laat weer van my hoor !!
*anita*
]]>Reykjavík wartet also auf mich …
Wer hätte das gedacht ?? Gut, mit 80 %iger Zusage hatte ich schon gerechnet, aber wenn man das Schreiben dann erstmal in Händen hält … Naja, das kennt ihr sicher alles.
Wenn ihr Lust habt, zu sehen, wo ich also (wenn meine BA endlich mal fertig ist und ich wohlbehalten aus Südafrika wiedergekommen bin) die nächsten 2 Jahre verbringen werde, dann könnt ihr hier unten ein Paar Bilder von unserer Exkursion im Januar sehen. Reichlich spät, ja, aber besser spät als nie
Für das erste halbe Jahr werde ich voraussichtlich mit meinen Wanderfreundinnen Christiane und Vanessa (kennt ihr von der Wanderung über den Laugavegur) im Loki, einem Guesthouse, wohnen, das außerhalb der Saison an Studenten vermietet wird. Es liegt mitten im Zentrum (was natürlich für die Wochenendenächte von absolutem Luxus zeugt), ist recht günstig und das Frühstück ist inklusive Die Bäder, Küche und den Aufenthaltsraum teilen wir uns mit 9 anderen sicherlich hauptsächlich internationalen Studis und freuen uns auf neue Bekantschaften und Kulturen.
*anita*
]]>Nachdem ich Silvester also schon in Island war, kam der Rest unseres isländischen Unikurses im Januar dazugestoßen. Eine aufregende Woche im Herzen der isländischen Bevölkerung:
Zusammen sind wir durch die Stadt gelaufen …
… haben sie uns mal von einem Kanadier mit literarischer Untermalung zeigen lassen … (wir lauschen)
… der Pulli ist übrigens mein eigenes Werk Hab ich auf Anikas Sofa fertiggestrickt! So kann ich mich jetzt in Island blicken lassen
Eine der Kursteilnehmerinnen hat mir das hier zur Verfügung gestellt: Meine neue Heimat! Der Hammer !!
Die Innenstadt wurde nachts natürlich auch begutachtet, wobei ich diesmal schon einige schöne Ecken zeigen konnte, wie z.B. unsere Lieblingsrockbar:
Dafür hat hat uns der deutsche Stammtisch eine Kneipe gezeigt, die ein wirklich interessantes Klo hatte … äh 2:
Da fehlt nur noch das Bier in der Mitte, dann hätten wir den Abend auch dort verbringen können
Wir waren natürlich auch kulturell unterwegs! Im Nationalmuseum z.B. …
… und in der Alten Handschriftensammlung, …
… wo wir uns auch mal am Fuþark (der germanischen Runenreihe) probiert haben:
Dann haben wir natürlich für unsere Neulinge die traditionelle Golden-Circle-Tour gemacht. Gullfos, Alþingi & Co.:
… wo auch unser Gruppenbild entstand:
Außerdem waren wir im Parlament und haben uns über die derzeitige politische Krisensituation aufklären lassen. Das ist Katrín Jakobsdóttir (LinksGrüne), im Januar hat sie, vorgestellt als eine alte Schulkameradin unseres Isländischlektors, uns noch über die Krise aufgeklärt. Kurz danach wurde sie neue Kultur- & Bildungsministerin, als Islands Bevölkerung ihre Regierung stürzte.
Und hier lausche ich alten Strophen der Hávamál aus einem Loch:
Außerdem waren Christiane und ich einen Tag bei Berglind in der Schule. Ich weiß nicht mehr, was sie unterrichtet. Aber es ist eine Art Grundschule und die Kids waren echt süß und haben sich total über unseren Besuch gefreut.
Und sie haben für uns gesungen
Christiane und ich haben ihnen danach Bruder Jakob vorgesungen und sie haben alle gleich mitgemacht … auf deutsch !!
Am letzten Sonntag hat uns Berglind noch euf einen Ausflug eingeladen. In den Jeep gepackt, Richtung Norden, raus aus Reykjavik … Wandern …
… und Eis schlecken:
Und das ist ja wohl mal typisch isländisch:
Johannes hat uns in der Kirche dann noch ein kleines Orgelständchen gegeben:
Ansonsten haben wir auch viel mit den deutschstudierenden Isländern unternommen. Bei Hrafnhildur (die hatte im letzten Herbst 5 Tage bei mir gewohnt) habe ich wie zu alten Zeiten in Dänemark für alle Deutschen und Isländer Pizza geformt:
Ihr Mann hat den Pizzaofen komplett selbst gebaut. Einfach Anleitung gekauft, Material und ran … WOW:
Im Hauptunigebäude habe ich dann ab September meine Kurse …
… dann hüpfe ich nicht mehr nur als Geist durch die Uni:
Das Essen in der Unimensa war sauteuer, da werd ich mir im Herbst wohl was besseres einfallen lassen müssen:
Und eins der berühmtesten Naturkost-Cafés Islands - Hljómalind:
Auf den Pinwänden des Cafés wurde übrigens für Krisen-Yoga geworben
Und natürlich eine meiner Lieblingsfreizeitbeschäftigungen bei Freundin Ragga - Kinderspaß:
Arndís war 7 und ging schon ganz allein mit Mamas Kreditkarte einkaufen … wenn das mal nicht Erziehung ist !!
So viel erstmal von mir … demnächst werd ich diese Seite wohl mal für kurze Zeit in anitaimsueden.de umwandeln müssen.
Es drückt euch alle eine aufgeregte
*anita*
]]>Hallihallo, ganz liebe Neujahrsgrüße aus Island sende ich euch … (natürlich wie immer mit frischgeschnittenen Haaren von Starfriseurin Christiane - wie soll ich je wieder wegfahren können, ohne diese tolle Tradition ?? Du musst wohl ab sofort immer mit !!)
Tja, Silvester in Reykjavik, wer hätte das gedacht. Aber ich habs trotzdem gewagt - das Gerücht: da geht die Post ab! Und ja, es stimmt! Es fing ja alles ganz normal an: Familienabend mit Ragga (eine der Deutschstudenten, die uns im November in Berlin besucht haben), ihren beiden Schwestern, Eltern, Oma und 4 Kinder. Da war mit 4 Generationen schon gut für Action gesorgt !! Alles ganz fein, mit 3-Gängemenü - rohe, vom Papa selbstgeschossene Rjúpa (isländisches Schneehuhn) mit Gänsepaté, dann (auch selbstgeschossene) Gans mit dem orangenen Kartoffelmus, den ihr schon kennt und (direkt zum Hauptgericht, was ich total lecker find!) Obstsalat. Hmmmm !! Dann wurde heftig mit den Kids getobt, zum Lagerfeuer spaziert, mit Leuchtstäben geschwungen …
… und das traditionelle Áramótaskaup geschaut (Sketche über das vergangene Jahr, ein Muss wie bei uns Dinner for 1). Dann gings schon halb 12 auf den Balkon zum Feuerwerk bestaunen, das doch sage und schreibe ganze 40 Min. in vollem Gange war, aber so richtig !!
Danach hat uns Raggas Schwester alle Kinder abgenommen, damit wir in die Stadt konnten. Und nach den bunten Shots mit Raggas Papa …
… gings erst richtig los !! Ab in die Innenstadt zum Partymachen, die gegen 8 Uhr morgens in irgendeiner WG auf dem Sofa endete. Ich sag euch: Reykjavik rockt !! Aber so richtig !! Vor allem wenn man Jónsi, den Vorsänger von Sigur Rós, in der Stadt trifft Ich glaube, ich habe zum ersten Mal so richtig Silvester gefeiert !!
Ich hoffe, ihr seid auch alle gut reingekommen und habt den Vogel nicht ganz so abgeschossen wie ich
In der Zwischenzeit habe ich auf Anikas Hof die Stellung gehalten, bin immer zwischen Stadt und Land hin- und hergependelt (natürlich immer mit gehobenem Daumen!), habe ab und zu kochend Raggas Jüngste gehütet, während die Mama Schlaf nachholt …
… Uni vernachlässigt und ordentlich gefaulenzt !!
Jetzt steht aber eine spannende Uniwoche in Reykjavík bevor und ich freu mich auf Kommilitonin Frida, Unirundgänge (mit Zukunftsplanung!), Museen, Plenarsaalsitzung im Alþing und Islands Handschriftensammlung. Oha, das wird was werden !!
]]>Na so was !! Hab ich euch etwa diese Bilder vorenthalten ?? Dabei hab ich kurz vor meiner Abreise im September 2 wunderschöne einsame Tage auf Heimaey, der einzigen bewohnten Insel der Westmänner, verbracht …
Auf gings mit der Fähre 3h Richtung Süden:
Viel Zeit blieb nicht, also hab ich schnell meine Tasche in einem verlassenen Guesthouse abgeladen (Touristenzeit war längst vorbei) und bin auf zu einem laaaaaaaangen Spaziergang zur Südspitze der Insel. Vorbei an Trockenfisch …
… (nun ja, daraus wird wohl nur noch Katzenfutter) …
… Regenbögen …
… und sich sonnenden Schafen:
Und wenn die Erde nich rund wäre und die Augen mitspielen würden, könnte man von hier bis zum Südpol gucken …
Zurück gings über den riesengroßen (188 m hohen!) Sæfjall und durch die dunkle Innenstadt:
Da hab ich mir dann ein super teures Dinner gegönnt und den Stammgästen der Kneipe beim Quasseln zugehört
Am 2. Tag stand wieder ein langer Fußmarsch auf dem Programm: Vorbei an einer originalgetreuen Kopie einer norw. Stabkirche …
… wollte ich über die Lava des 73′er Ausbruchs (der die Inselbewohner aus dem Schlaf riss und zu einer nächtlichen Totalevakuierung der Insel führte). Also bin ich auf den Übeltäter geklettert - den Eldfell (Feuerberg, wir passend!):
Hier oben hats noch ein bisschen gedampft und es heißt, dass der Berg nur 20 cm unter meinen Füßen gute 50 °C hat. Da wird einem doch etwas mulmig zumut! Ich hab die Aussicht auf die Innenstadt nur kurz genossen …
… und bin wieder runter. An den Osterhöhlen vorbei (ein Resultat des Ausbruchs) …
… gings weiter zum Gaujulundur, einer kleiner Gartenidylle mitten im Lava. Die Stadt hat nach dem Ausbruch den Inselbewohnern ein Projekt zum Wiederaufbau auferlegt, und daher kam eine Rentnerin, die dafür sorgte, dass die Touristen im Lavawirrwarr auch was zu gucken hatten:
Da hab ich doch die Zeit genutzt, ein bisschen mit den Elfen zu reden:
Ganz wichtiges Ziel war aber das Pompeji des Nordens:
Man versucht hier, einige Häuser, die damals unter der Lava verschwanden, wieder auszubuddeln und eine Ausstellung zu eröffnen:
Wirklich spannend! Vor allem weil ich gerade Yrsa Sigurðardóttirs Roman “Das glühende Grab” (auf isländisch wohlgemerkt!) lese, der auf der Insel spielt und natürlich auch Leichen in einem dieser Häuser verbirgt.
Das wars dann auch schon. Der 5 minütige Flug zurück aufs Festland wurde mir leider wegen schlechten Wetters abgesagt und so musste ich wohl oder übel (eher übel) wieder mit der Fähre rüber …
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